Wie immer schicke ich voraus, dass ich für mich spreche, beschreibe, wie ich meine Welt und die Craft sehe und es mir mehr als fern liegt davon überzeugt zu sein, dass meine Betrachtungsweise das einzig Wahre oder einzig Tradtionelle oder einzg Xy-ige sein soll oder auch nur möchte. Natürlich bin ich der Ansicht, dass diese Weltsicht die für mich sinnvollste darstellt – sonst hätte ich sie ja nicht!!
Isis, Astarte, Diana, Hekate, Demeter, Kali, Inanna
Als ich vor gut dreißig Jahren mit dem Hexentum in Kontakt kam, war das mit den Hintergrundinformationen noch heftig schwierig, besonders hier in Österreich. Die paar wenigen Hexen, die es gab lebten selber von Versatzstücken aus den paar Büchern, die damals erhältlich waren, dem was sie aus zweiter oder dritter Hand gehört, selber instinktiv begriffen oder durch Talent mitgebracht hatten. Welche Gottheiten wie und wodurch Teil der Rituale waren wurde kaum bis nicht bearbeitet, sondern es hieß vornehmlich „Du musst SPÜREN und nicht denken!!!!“ Invokationen passierten oder eben nicht und folgten dem Wortlaut der „überliefert“ worden war. Manchmal wurde durch Chanten Energie „aufgestellt“ um die Invokation einzuleiten und dazu wurde mit Freude der Chant „Isis, Astarte,...“ verwendet. Auf die Frage, was denn da passieren würde kamen dann Ansagen wie
Mach einfach, das funktioniert unterbewusst!
Durch das Chanten wird dein Hirn beschäftigt und deine Seele weiß eh, was sie machen muss ...
Das macht ma halt so, dass genug Energie da ist.
Jemand, der mit Zeremonialmagie vertraut gewesen wäre, hätte das zwar zu Heiterkeitsausbrüchen angeregt aber als Erklärung, was denn die Arbeit mit Göttern überhaupt tut, wie das funktioniert und wozu die überhaupt dienen sollte, war das denkbar ungeeignet.
Aus diesem Grund war mir, bis heute, ein Hauptanliegen, die Dinge greifbar für mich „da“ zu haben, zu wissen, was ich tue, warum ich es tue, wie die Wirkung ist, wie es sich anfühlt wenn etwas falsch läuft und wie es wieder gerichtet werden kann. Das wäre dann, was ich für diesen Themenkomplex als sinnvolle Ausbildung ansehe.
Wie aber kann so etwas strukturiert sein und aussehen? Dazu braucht es zuerst einmal ein System, in dem mensch lebt und das in sich und in der umgebenden Welt schlüssig ersichtlich sein muss – wie gesagt, für mich ist das so (deshalb ist auch Chaosmagie nicht so meines). Das bringt uns an den Anfang ...
Von Anfang an
Meine Welt, ich selber und alles was ich beschreiben kann, ist ein Teil des All-Einen. Das All-Eine in Kurzfassung:
Alles was jemals war, jemals ist und jemals sein wird und das gleichzeitig. Weil dieses Konzept für mich mehr als schlecht greifbar ist (will heißen, dass ich zwar intellektuell ungefähr einen Begriff davon habe, was das bedeuten könnte, aber ich damit nichts „anfangen“ kann), gehe ich quasi einen Schritt mehr ins Detail. Götter und Göttinnen, die für mich eine, aber auch nicht die einzige, ansprechbare Realität des All-Einen darstellen.
Kleiner Exkurs: Da wären wir dann beim ersten Anlassfall, warum ich überhaupt diesen Artikel schreibe. In einem Forum wurde das Thema aufgeworfen „Polytheismus versus heterosexueller Duotheismus“. W
er will, der kann hier nachlesen. Um diese Geschichte werde ich mich aber erst später kümmern, weil mir zuerst daran gelegen ist, die Arbeit mit Göttern ein wenig näher zu erklären.
Also wieder zurück zu dem, was ich eigentlich sagen wollte …
Diese Gotter und Göttinnen sind für mich genauso ansprechbare Einzelpersonen (mit ganz bestimmten persönlichen Charakteristiken) wie auch Verkörperung von Prinzipien, die in diesem All-Einen vorkommen.
Deshalb wäre es auch völlig sinnlos eine Invokation mit mehreren Göttinnen machen zu wollen – ich telefonieren auch wesentlich lieber mit einer Person als mit mehreren (nicht weil es unmöglich wäre, sondern weil es wesentlich anstrengender ist, leichter zu Missverständnissen führen kann, mit mehr Aufwand verbunden ist und generell weniger Effekt hat). Für den Fall, dass jetzt der Begriff „Invokation“ unklar geworden ist, meine Erklärung: Invokation ist das „Hineinrufen“ einer Wesenheit in einen menschlichen, lebendigen Körper um mit dieser Gottheit besser kommunizieren zu können, ihr besseren Zugriff auf die materielle Ebene zu ermöglichen und uns besseres Verstehen von Zusammenhängen (die verbal nur schwer zu erreichen wären, dann bleiben „Erlebniserinnerungen“ im Invozierten zurück oder die klarer übermittelt werden sollen, gerade durch Verbalisierung, dann dient die Priesterschaft als Übersetzer)
Wie rufe ich die Oma an?
Wenn ich Kontakt mit Kali aufnehme, dann stelle ich zuerst einmal sicher, dass ich überhaupt mit DER Kali spreche. Dazu ist es immer sehr sinnvoll über die angesprochene Gottheit möglichst viel zu wissen (also dazu selber recherchiert zu haben oder das Glück zu haben in einer Tradition aufgewachsen zu sein, die diesbezüglich Informationen weitergegeben hat)
Das klingt vielleicht seltsam, habe ich aber schon sehr oft erlebt. Es wird eine Gottheit angerufen (ich finden den Ausdruck wunderschön deskriptiv, weil es für mich tatsächlich sehr viel mit Telefonieren zu tun hat) und dann wird nicht mehr hinterfragt, was weiter passiert. Ich rufe ja auch nicht irgendjemand an, weil ich einfach irgendwelche Nummern ins Telefon tippe, nenne denjenigen, der abhebt, dann Oma und erzähle ihm das, was ich meiner Oma erzählen wollte. Warum also sollte das mit Invokationen anders sein? Natürlich kann ich die Nummer meiner Oma in den Speicher des Telefons programmieren und dann eine Kurzwahrltaste drücken, „Oma“ auswählen oder sagen. Das hat aber Voraussetzungen, ohne die es nicht sinnvoll möglich ist, z. B. die Nummer zu kennen (und vergessen wir bitte auch nicht die unterschiedliche Handhabung der vielen Telefontypen!) - also Recherche, historisches und kulturelles Wissen ansammeln, eventuell in das Land, den Kulturkreis der Götter reisen, was einem dazu auch einfallen mag.
Wenn die Nummer stimmt, dann sollte ich auch die Fähigkeit haben entweder meine Oma an der Stimme zu erkennen oder schlicht und ergreifend nachfragen können, sofern ich mir unsicher bin. Es könnte sich ja auch die Nachbarin melden, weil die Oma grad die Hände im Abwasch hat und die Nachbarin gebeten hat, abzuheben und der mag ich auch nicht das erzählen, was ich meiner Oma erzählen wollte … Ich hoffe, das Prinzip, das ich verdeutlichen wollte ist klar geworden?!
Ende Teil I
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