Wer von uns kennt nicht diesen alten Kinderreim und den Rundtanz
dazu. Aber warum sollen wir uns gerade unter einen Hollerbusch setzen?
Dieser Frage bin ich nachgegangen.

Der
Schwarze Holunder
(Sambucus nigra) ist ein flachwurzelnder, schnellwachsender Baum
oder Strauch, der meist drei bis sechs Meter hoch wird. Man findet
ihn auf feuchten, stickstoffreichen Böden am Wald- oder Ackerrand.
Er wird aber auch sehr gerne im Garten kultiviert, da er leicht
anwächst und in der Blütezeit einen wunderbaren Duft verströmt!
Seine weißen, duftenden Blüten wachsen in schirmähnlichen
Dolden. Er blüht von Juni bis Juli, seine Früchte werden
zur Reife schwarz und hängen deutlich über. Der Strauch
hat eine rissige, braungraue Borke, in den Zweigen findet man weißes
Mark, dass man gut herauskratzen kann.
Der
Zwerg-Holunder
(Sambucus ebulus) früher als giftig angesehen, gilt nach neueren
Untersuchungen und Erfahrungen heute als ungiftig. Der Trauben-Holunder
trägt grünlich gelbe Blüten in aufrechten Rispen
(wie bei Weintrauben). Auch sie duften stark, blühen aber schon
von April - Mai. Die Beeren sind im Gegensatz zu denen des Schwarzen
Holunders rot gefärbt. Das Mark der Äste ist gelblich
braun. Beide Arten haben gefiederte Laubblätter. Die Sträucher
werden gewöhnlich 3 - 4 m hoch, der Schwarze Holunder kann
aber auch bis zu 10 m hoch wachsen.
Holler
(auch Alhorn, Ellhorn, Eller). Nun aber zum Namen Holler.
Er leitet sich von der Frau Holle ab, wird aber auch mit den Namen
Holder, Hulda, Percht, Hel in Verbindung gebracht. Diese germanische
Göttin soll ihren Sitz im Strauch haben, deshalb brachte man
ihr vermutlich auch unter einem Holunderstrauch Opfer dar. In frühen
heidnischen Vorstellungen verkörpert sie die Gerechte, die
lichtweisende Muttergöttin und die Todbringende in einer Person.
Ihre gegensätzlichen Aufgaben spiegeln sich, meiner Meinung
nach, auch im Strauch selber wieder; so kann man jeden Teil der
Pflanze als Heilmittel einsetzen, gleichzeitig ist der rohe Genuss
aber gesundheitsgefährdend! Aber nicht nur die germanische
Göttin Hel lebt unter dem Hollerbusch, auch die nordische Göttin
Freyja zieht dort ein. So verwundert es kaum, dass man zum Liebeszauber
Hollerblüten oder Beeren verwenden sollte!
Was
sagt der Volksmund dazu
Der Volksmund berichtet, dass in jedem Hollerbusch der Hausgeist
wohne, der das Haus und seine Bewohner beschützen soll. Schlägt
man den Hollergeist, wird man krank. Es war sogar bis ins 18. Jahrhundert
verboten Holler zu beschädigen. Mein 8jähriger Sohnemann
hat mir mal erzählt, dass ein weiß gekleideter Mann vorbeigeritten
sei, als er unter unserem Holler gesessen habe. Und mittlerweile
habe ich erfahren, dass die Mär geht, dass zur Mittsommernacht
der König der Elben am Holler vorbeireitet. Nun wissen wir,
wen unser Sohn da sah.
Dem Holunder ging es aber wie meinem Liebling, dem Gänseblümchen.
Mit der fortschreitenden Christianisierung wurde das Opfern an die
alten Götter immer mehr verboten. Aus Angst vor der weiblichen
Heilkunst, dem Wissen und der Macht über Leben und Tod, wurde
die Göttin in Gestalt der Holle immer mehr dämonisiert.
Ihre lichtbringende Funktion wurde negiert und ihre Funktion als
Todbringende floss in unheimliche Geschichten ein. So erzählten
mir Freunde in früher Kindheit, dass die Percht alle Kinder
zu sich ins Totenreich hole, die in ihrer Nacht draußen herumirrten!
Trotzdem hat sich der gute Ruf des Holunders fast ungebrochen gehalten,
zumindest in Form der Muttergöttin Maria! Eine Legende erzählt,
dass Maria auf der Flucht nach Ägypten unter einem Holunderbusch
gerastet haben soll. Da er ihr Schatten gespendet und damit Schutz
geboten hatte, sollte man ihm durch Verneigen seinen Respekt zollen.
Das Kreuz Jesu soll aus dem Holz eines Holunders gewesen sein. So
entstand vermutlich die Legende, dass nur an einem Ort, wo Menschenblut
vergossen worden sei, auch ein Holler wild wachse. Meine Oma sagte
immer: "Dirndl, du musst dich vor jedem Holler verneigen, denn
er ist der Hüter der Gesundheit!"
Holler
das magische Pflänzlein
Der Holunder ist ein Vertreter des Elementes Luft
und den Planeten Erde und Saturn zugeordnet. Er steht für die
Dreiheit der Göttin, die Reinigung und die Liebe. Als Sitz
der Göttin Hel ist der Holunder natürlich auch das Eingangstor
nach Helheim. Hier kommt auch wieder die Verbundenheit zum Element
Erde hervor. So sind die Erdwesen die Wächter dieses Tores!
Schattenarbeit oder Schattenmagie, also die Arbeit mit unseren unbewussten
Anteilen, kann sehr erleichtert werden, wenn man sie mit Hilfe und
unter der Anleitung des Holunders erledigt . Ich habe auch die Erfahrung
gemacht, dass der Holunder es versteht, auf behutsame, aber kompetente
Art mir die gewaltigen Energien hinter meinen verdrängten Anteilen
aufzuzeigen. So gesehen ist der Holunder ein Übergangsbaum.
Man muss schon ganz in ihm eintauchen (das Tor zu Frau Holle ist
ein Brunnen!) um zu neuen Ufern zu gelangen. Begnügt man sich
aber im Leben mit Halbheiten, bekommt man schon mal seine saturnische
Ader zu spüren! Saturn steht ja für die Erfahrung und
Reifung durch Leid, Weisheit durch Erfahrung und Mühe. Er ist
unnachgiebig, hart, aber gerecht.
Da der Holunder ja die Verbindung in die Unterwelt, die Schattenwelt
ist, gelingt auch in seinem Schatten, in seinem Armen die Kontaktaufnahme
zu bereits verstorbenen Familienmitgliedern. Er kennt die Aufgabe
und die Verstrickungen jedes Einzelnen. Kurioserweise gelingt auch
die Kontaktaufnahme zu Familienmitgliedern, die weder Baum noch
ich gekannt haben!
Das Holz des Holunders wird auch gerne für die Herstellung
eines Zauberstabs genommen. Wen wundert das bei seinen Fähigkeiten?
Man soll aber auch Feen sehen können, wenn man den grünen
Blattsaft auf die Augen träufelt. Da ich - den Göttern
sei Dank - die Feen auch so sehen kann und darf, wäre ich an
einem Erfahrungsbericht meiner werten Leserschaft natürlich
sehr interessiert!!
Was
sagt die Medizin dazu?
Für medizinische Zwecke (bitte beachtet, dass
auch pflanzliche Arzneimittel in der Regel nicht zum Dauergebrauch
geeignet sind und auch Nebenwirkungen haben können. Befragt
bei länger andauernden Beschwerden in jedem Fall euren Arzt
oder Heilpraktiker!) kann man wirklich alle Teile des Holunders
verwenden. Allerdings NIE im rohen Zustand, sondern gekocht, getrocknet
oder konserviert. Seine Wirkstoffe wie ätherische Öle,
Vitamin C, Mineralstoffe, Gerbstoffe, Schleimstoffe, Flavonoide
und schweißtreibende Glykoside unterstützen und aktivieren
unser Immunsystem, sind blutreinigend und regulieren die Darmtätigkeit.
Aber auch als Akutmittel bei Erkältungskrankheiten ist er sehr
geeignet.
Hollertee
Drei Blütendolden abschneiden, mit ½ l Wasser überbrühen,
kurz aufkochen lassen und nach 10 Minuten abseihen.
Ein Tipp für unsere Kinder oder das Kind in uns: Aus ausgehöhlten
Holunderzweigen kann man herrliche Pfeiferln machen oder auch (empfindliche
Mamis wie meiner eine wegschauen!) Blasrohre... Köstlichkeiten
wie Hollerröster mit Vanillesauce, Hollerstrauben, Hollerliköre,
Hollermarmelade usw. sind einfach ein sommerliches Muss und ein
Genuss! Wem jetzt schon das Wasser im Munde zusammen rinnt - einige
Rezepte sind im Heidensterz
nachzulesen.
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