Sobald ich gelernt habe, die Energie innerhalb meines Körpers
wahr zu nehmen und dann auch noch zu steuern, stellt sich wohl bald
die Frage nach der Anwendbarkeit dieser neu entdeckten Fähigkeiten...
Heil
mich mal!
Bei den schon beschriebenen Übungen, lerne ich
nicht nur meinen Körper sehr gut kennen, sondern auch meine
Gefühlswelt in Verbindung mit dem Zustand meines Körpers
zu sehen. Leider hat diese Aufmerksamkeit auch einen Preis - wenn
etwas nicht in Ordnung ist, dann läßt sich das auch nicht
mehr so einfach unter den Teppich kehren, wie das in früheren
Tagen noch funktionierte.
Rückenschmerzen können zum Beispiel ohne weiteres durch
eine energetische Unausgewogenheit entstehen, die mein Denken oder
Verhalten hervorbringen kann (die Fälle in denen die Schulmedizin
nichts finden kann und die Diagnose in Richtung Psychosomatik deutet).
Viele, die erste Erfahrungen in Körperarbeit gesammelt haben,
greifen dann nicht mehr automatisch zum Schmerzmittel, sondern versuchen
andere Wege zu gehen. Wenn ich nun bewußt meine Körperenergie
ausgleiche, dann erleichtert mir das erfahrungsgemäß
auch Veränderungen in Denk- und Verhaltensmustern. Nach meiner
Erfahrung forme ich meinen Körper durch meine Aktivitäten
genauso, wie dieser im Gegenzug durch sein Sein mein "Ich"
formt. Das hat dann aber auch bestimmte Konsequenzen - nämlich,
dass es in vielen Fällen nicht ausreicht eine Gewohnheit
einfach durch Willenskraft abzustellen, wenn nicht gleichzeitig
die "energetischen" Muster im Körper bearbeitet werden.
Vice versa bringt es nur selten bleibenden Erfolge, Körperenergie
um zu verteilen, aber an Denken und Verhalten nichts zu verändern.
Wenn aber beides Hand in Hand geht, dann sind weitreichende Veränderungen
auch in fortgeschrittenem Lebensalter durchaus machbar.Was ich aber
noch sehr selten gesehen habe, ist der Erfolg einer "Heil mich
mal!" - Einstellung, ohne die aktive Arbeit des Betroffenen.
Ayurveda,
TCM und Company
Wieder aus meinem Erfahrungsschatz geplaudert, bleibt
es den meisten Menschen (einige Naturtalente ausgenommen) nicht
erspart Energiearbeit tatsächlich zu erlernen. Einige Übungen
hier und einige Kniffe dort, mögen durchaus schon Effekte zeigen
- sinnvolle, nutzbringende und vor allem bleibende Ergebnisse lassen
sich so aber meist nicht erzielen. Ich betrachte es als vollkommen
nebensächlich, ob man dabei nach dem Regeln der chinesischen,
tibetischen oder ayurvedischen Medizin vorgeht, sich mit Yoga, Chi-Gong
oder Tai-Chi vertraut macht - ein System sollte dabei erkennbar
sein. Auch scheint für viele "Westler" die Theorie
dahinter genauso interessant und auch notwendig zu sein, wie die
Praxis selber. Leider hat sich hier bei uns im Westen kein System
dieser Art erhalten, wobei ich durchaus glaube, dass es sie hier
genauso gab, wie überall sonst auf diesem Planeten.
Vorsicht - Was ich anfangs für wenig sinnvoll ansehe ist das
Mischen der verschiedensten Theorien. Die chinesische Medizin sieht
Dinge auf eine gewisse Art und Weise, die in kaum einer Weise mit
der indischen Sicht übereinstimmt. Alles zusammen hat wieder
mit den Gegebenheiten, die hinter Homöopatie stecken herzlich
wenig zu tun. Um des Lernens und Spürens Willen, ist es besonders
am Anfang sehr empfehlenswert - so schwer das auch fallen mag -
sich für ein System zu entscheiden und in diesem erst
einmal eine sichere Basis zu erarbeiten. Sich nach den Regeln der
Ayurveda zu ernähren, Tai-Chi zu erlernen und Schüssler-Salze
gemischt mit Bachblüten zu konsumieren scheint ja weit verbreitet
zu sein, die Sinnhaftigkeit erlaube ich mir allerdings zu bezweifeln.
Sich
selber auf Vordermann bringen...
ist keine einfache Sache und Betriebsblindheit ist
weit verbreitet. Dies ist nicht die einzige Falle, oftmals folgt
gleich die nächste, mit dem Titel "Weia, hab´ ich
das nicht auch??". Deshalb ist es vielleicht ganz sinnvoll
sich in die Hände von Erfahrenen zu begeben; ein Kurs, ein
Schnupperwochenende, Vorträge, Beratungen und zusätzlich
Literatur. Gerade in Fällen, wo es um eigene Körperwahrnehmungen
und Einschätzung der eigenen Person geht, ist es vielversprechend,
sich einmal die Meinung eines Außenstehende an zu hören.
Damit will ich nicht sagen, dass andere Menschen uns besser
einschätzen können, als wir das selber vermögen,
aber der Blick von außen liefert oftmals mehr als wertvolle
Zusatzinformationen, die das Bild unter Umständen um 180°
drehen können.
Als
erste Schritte
empfehle ich einen schulmedizinischen Check-Up. In
meinen Augen ist es sehr wichtig, erst einmal Bescheid zu wissen,
ob die subjektiv empfundenen Beschwerden (so sie vorhanden sind)
bereits von einem Arzt diagnostiziert werden können oder noch
unter dem Label "Psychosomatik" laufen. Bei den meisten
wird es, so zu hoffen, bei zweiterem bleiben - dann kommt es nur
noch auf die persönlichen Vorlieben und Möglichkeiten
an.
Leider sind fast alle der "alternativen" Methoden mit
finanziellem Aufwand verbunden. Deshalb ist es mehr als sinnvoll,
sich vorher genau zu informieren, welchen Weg man einschlagen will,
um die Kosten in Grenzen zu halten. Ein Mehr an fundierten Informationen
(von möglichst in irgendeiner Art und Weise zertifizierten
Praktizierenden der verschiedensten Richtungen) erleichtert die
Entscheidung in vielen Fällen beträchtlich. Ich achte
dabei nicht so sehr darauf, ob mir bestimmte Fakten des Systems
zusagen, sondern ob das System in sich stimmig ist. Am wichtigsten
erachte ich dabei die Möglichkeit der eigenständigen Mitarbeit
und die Einbeziehung von Körper (tatsächliche körperliche
Gegebenheiten), Geist (Denken, Verhaltensmuster) und Seele (Fühlen)
- sozusagen ein Konzept, welches mich nicht von jemandem
(Behandler, Kursleiter, Berater, etc.) abhängig macht und durch
welches jedes Gebiet des menschlichen Lebens abgedeckt werden kann.
Zusätzlich sind natürlich die Praxiserfahrungen ein wichtiges
Entscheidungskriterium. Ein System aus zu wählen, das mir zwar
sehr logisch und schlüssig erscheint, bei dessen Behandlungen
oder Übungen ich mich aber nicht wohl fühle und auch keinen
positiven Nachhall merke, halte ich persönlich nicht für
besonders zielführend.
Üben,
üben, üben!
Habe ich mich für ein System entschieden, dann
heißt es nur noch "Durchhalten und Dranbleiben!".
Für mich ist ein sehr wichtiger Punkt die schon erwähnte
Eigenständigkeit. Wenn ich z.B. selber zu Hause Übungen
machen kann (die erlernt und nachfolgend auch kontrolliert werden),
Prinzipien erklärt bekomme (um mein Verhalten besser verstehen
und in weiterem Zuge, wo nötig ändern zu können)
und dazu angehalten werde, selber zu spüren, merken, arbeiten
etc. - dann fühle ich mich wesentlich besser aufgehoben als
schlichtweg als Konsument, der zum Mechaniker kommt um repariert
zu werden. Nun zu einigen Dingen, die den Weg zwar vielleicht etwas
mühsamer aber dafür sicher komplikationsloser und zügiger
machen.
Regelmäßigkeit
ist ein wesentlicher Punkt, der Ergebnisse verdeutlicht.
Wir haben die Möglichkeit uns Dinge als Gewohnheiten zu speichern
- das gilt für schädliche Verhaltensweisen ebenso wie
für nutzbringende. Je regelmäßige ich etwas tue,
desto geringer erscheint mir der Aufwand. Auch setzt diese Regelmäßigkeit
einen Kreislauf in Gang, der bei vielen von uns gestört oder
vernachlässigt ist.
Zu Beginn ist es vielleicht nötig, sich darum zu bemühen,
doch wenn Übungen dem Körper wirklich helfen (und die
richtigen Übungen in korrekter Ausführung haben die Angewohnheit
das zu tun...), dann verlangt der Körper nach einiger Zeit
von ganz allein danach.
Konzentration
ist meiner Erfahrung nach ebenfalls unerläßlich. Bei
energetischen Übungen ist ein entscheidender Faktor der Fokus.
Je konzentrierter ich bei der Sache bin, desto klarer und differenzierter
ist die Wirkung. Energiearbeit, die so nebenbei, geleistet wird,
ist in den meisten Fällen verlorene Zeit, weil die Ergebnisse
genauso nebenbei ausfallen, wie die Übungen im Vorfeld.
Aufmerksamkeit
erleichtert das Überblicken der Prinzipien von Ursache und
Wirkung. Wie die Konzentration während der Übung die Wirkungsweise
der Übung steigert, so steigt die Effektivität mit der
Aufmerksamkeit. Oftmals gilt es erst einmal die Klarheit, mit der
ich meinen Körper wahr nehme, weiter zu entwickeln. Viele Übungen
zeigen ihre Wirkung erst einige Zeit nach Beendigung und ohne diese
Körperaufmerksamkeit entgeht mir manch positiver Effekt (was
wieder zu einem Gefühl der Sinnlosigkeit und zur Aufgabe der
Übungen führen kann).
Hingabe
ist ein Faktor, der in diesem Zusammenhang vielleicht etwas seltsam
erscheinen mag. In meiner Praxis ist diese Einstellung allerdings
schon fast ein Erfolgsgarant. Wenn ich gerne, mit Freude
und einer offenen Einstellung an Übungen heran gehe,
dann ist die Wirkung ungleich größer, als es mißmutig,
gezwungener Massen und skeptisch zu tun...
Weiterentwicklung
entsteht langsam von ganz alleine, durch die Beschäftigung
mit dem gewählten System unter Berücksichtigung der obigen
Punkte. Manchmal kann es nötig sein, ein und dieselbe Übung
jahrelang immer wieder durchzuführen - deshalb würde ich
"Weiterentwicklung" unabhängig von Begriffen wie
neu, anders, mehr etc. betrachten (besonders weil viele von
uns auf "Schneller, höher, besser" getrimmt zu sein
scheinen. Die Weiterentwicklung die ich hier meine, ist die auf
einer tiefen menschlichen Ebene, die auch nach außen Wirkung
zeigt - der Mensch wirkt ausgeglichen, ist zufrieden, fühlt
sich wohl und erscheint gesund.
Allheilmittel?
In erster Linie betrachte ich Energiearbeit nicht
als Heilmittel, sondern als tägliche Gewohnheit. Für mich
gehört sie genauso zum Leben wie Schlafen und Essen. So wie
diese beiden Faktoren die Gesundheit beeinflussen können, so
vermag es auch das Wissen um die Körperenergetik und deren
Anwendungen.
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