Das WGT ist, was den deutschsprachigen Raum betrifft, derzeit
mit mehr als 20.000 Besuchern das größte jährliche
Zusammenfinden der "Schwarzen Szene“. In den vier Tagen des Festivals werden den Gästen zahlreiche
Konzerte, spezielle Filmvorführungen, Club-Partys, Autorenlesungen,
Ausstellungen in Museen und Galerien, Live-Rollenspiel, Kirchenkonzerte,
Mittelaltermärkte und Workshops zu verschiedenen Themen geboten.
Das Festival hat 2007 zum 16. Mal stattgefunden.
Gästekommentare
aus dem Forum
Im WGT Forum beschreiben Gäste es folgendermaßen:
Musik, Konzerte, Parties, Gleichgesinnte
treffen egal ob Mittelalter, Uniform, Lackmenschen, Leute die friedlich
nebeneinander existieren und einfach Spaß haben.
Shopping, Met trinken, in der Sonne sitzen Leute schau´n
und sich schon aufs nächste Jahr freuen.
Für mich ist es ein Musik-Festival einer eigentlich unpolitischen
Szene, also eine große Party mit Freunden.
Für mich ist es jedes Jahr ein Heimkommen, ein Eintauchen
in eine andere Welt, in der ich sein kann, wie ich bin, ohne mich
verstecken zu müssen. Ich kann ich sein, mich gut und toll
fühlen, mich selbst inszenieren, tragen, was mir gefällt,
mit meinem Outfit rumexperimentieren, mich ungezwungen mit
lauter Gleichgesinnten unterhalten und austauschen, die alle
etwas gemeinsam haben aber wo dennoch jeder von ihnen einzigartig
ist.
Es ist ein geselliges Beisammensein
mit Freunden, eine Party, ein Kennenlernen, ein Wiedersehen,
Spaß, Disco, Konzerte,
Shopping, Austausch, Bewunderung, und irgendwie gehören wir
alle zusammen und ich habe auch dort bisher keine negativen Erfahrungen
mit anderen Leuten gemacht, egal, wie sehr einer über den
anderen dann in Foren lästert oder sich über Intoleranz
beschwert.
Das WGT ist mir das Wichtigste
im Jahr, und ich lasse keines aus, es sei denn, ich wäre
schwer krank.
Kritische Stimmen
Doch auch wenn alles schön schwarz schillert, gibt es einige „braune“ Probleme,
denen die Veranstalter einfach nicht „Herr“ werden
oder das vielleicht nicht wollen? Manche Veranstalter der „schwarzen Szene“ grenzen sich
davon zwar ab, leider tummeln sich in der schwarzen Szene aber
auch rechte Ideologien und werden von der Tarnkappe des „Neokonservativismus“ bzw.
der angeblichen unpolitischen Ausrichtung, die auch Bands angeben,
gedeckt, die eher fraglicher Gesinnung sind.
War das WGT vor einigen
Jahren noch ein Treffen von Wavern, Grufties und Ghotics, ist es
heute leider auch ein Treffen von uniformierten
Stiefelträgern geworden, die diese teils aus Provokation,
teils leider auch aus ihrer rechten Gesinnung heraus tragen - diese
Unterscheidung von außen zu treffen ist schier unmöglich.
So liest man in Berichten auch über das heurige WGT, dass
Leute in „SS-Uniform“, in Lumpen des „Bund deutscher
Mädels“, in „NVA-Uniform“ oder als „Hitlerjugend“-Junge
verkleidet keine Seltenheit waren und sich das WGT von Seiten der
Veranstalter noch immer nicht distanziert hat bzw. überlegt,
wie man als Großveranstalter Neonazis und rechte Tendenzen,
die hier in einigen Fällen ganz klar nach außen zelebriert
werden, ausschließen kann. SA-Uniformen tragende Gäste
und Nazi-Devotionalien an einigen Verkaufsständen, die anscheinend
keine Probleme darstellen, zeigen eigentlich, dass man sich scheinbar
nicht abgrenzen kann oder will.
Ebenso treten jedes Jahr auch eher fragwürdige Bands auf,
die zumindest aus dem Dunstkreis öffentlich Bekannter Neonazis
stammen – auch hier ist keine klare Abgrenzung der Veranstalter
zu sehen.
Folgende rechte Labels waren dieses Jahr laut de.Indymedia.org
vertreten:
"HAURUCK!" mit 'Dernière Volonté'
und 'Elli Riehl'
(Label des "Blutharsch", siehe http://www.turnitdown.de/208.html)
"Loki Foundation" mit
'Antlers Mulm', 'First Law' und 'Fjernlys'
(Loki veröffentlicht u.a. die rechte Formation Turbund
Sturmwerk)
"Eis&Licht" mit
'Kammer Sieben' und 'Lux Interna'
(extrem rechtslastig, hat schon "Von Thronstahl" veröffentlicht,
gibt das rechte Fanzine "Zweilicht", den Nachfolger vom "Zinnober",
heraus.)
Es scheint, als würde die Szene entweder verharmlosen oder
blind sein - beziehungsweise noch schlimmer - es sogar akzeptieren
und gutheißen, dass hier rechtslastige Propaganda durch Besucher
zum Programm gehört. Standardantwort auf unangenehme diesbezügliche
Fragen ist, man sei frei von jeglichen Ideologien.
WGT und rechtes
Gedankengut
Quelle: http://de.indymedia.org/2007/05/178817.shtml
morpheus 28.05.2007 - 13:28
ich wohne in connewitz und was ich die letzten tage hier zum
wgt an schwarzen sonnensymbolen, runen, ss-ähnlichen
uniformen, stiefeln, reiterhosen, pimpf-hj-haarschnitten
..etc. gesehen habe geht weit über den rahmen meiner
toleranzgrenze hinaus!
alles nur provokation? unpolitisch?
bitte schön! aber dann nicht heulen, wenn steine auf strassenbahnen
geworfen werden, oder jemand am hinterkopf verletzt wurde!
ich habe die "gruppe" (oder besser kameradschaft!? ;))
gestern gesehen, von denen einer verletzt worden ist. 1943 wären
sie in connewitz nicht aufgeallen! und dann noch beteuern,dass
sie ja ach so "unpolitisch" sind!
es wird zeit, dass die antifa, connewitz und leipzig wach wird
und sieht, was zum wgt hier abgeht!
es bleibt zu hoffen nächstes jahr besser vorbereitet zu sein
und den "besuchern" vom wgt klar zu machen, dass
wir hier weder dieses gedankengut, noch symboliken, noch style
haben
wollen!
einen kleinen anfang hat die "kinder-antifa" gestern
vorm ut connewitz schon gemacht!
wer da war weiss, dass es hier nicht darum ging wahllos "besucher" des
wgt zu "klatschen" oder sonstiges!
ps:
mein beitrag richtet sich explizit gegen rechte tendenzen,
und das, was ich hier davon gesehen habe, in der dark-wave-gotic
szene und nicht gegen die subkulur an sich!
Natürlich kann man nicht alle in einen Topf werfen, da die „schwarze
Szene“ genauso vielfältig ist wie etwa die heidnische
Szene oder die Goaszene, aber ich denke, in heutiger Zeit muss
man sich positionieren und kann sich, wenn Leute mit SS-Uniformen
herum laufen, nicht damit begnügen zu sagen, man sei eben
unpolitisch. Auch was Musik betrifft ist es wichtig, sich zu informieren,
denn Musik transportiert sehr wohl Werte und ein Lebensgefühl,
da die meisten Subkulturen – und gerade die schwarze Szene
- sich auch über ihre Musik definieren.
Solange Besucher
und Veranstalter des WGT in Leipzig anscheinend kein Problem
damit haben muss man meiner Meinung nach diese Veranstaltung
mehr als kritisch betrachten - zumal sich sogar die „Deutsche
Stimme“ positiv seitenweise darüber auslässt, wie
großartig dieses Festival und vor allem das heidnische Dorf
des WGt in Leipzig sei.
Die Deutsche Stimme ist übrigens das offizielle Parteiorgan
der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands und spätestens
damit sollte ich euch hoffentlich wachgerüttelt haben!
Heidnisches
Dorf - Freude oder doch nicht?
Im Heidnischen Dorf, dem mittelalterlichen Spektakel, das man auch
unabhängig vom WGT besuchen kann, spielen den ganzen Tag über
einschlägige Bands, es gibt Markstände, eine Schmiede,
einen lustig gemeinten Sklavenmarkt und viel Met – alles
in allem eine Einladung zu einem geselligen Beisammensein.
Doch leider fühlen sich dort auch Neonazis besonders wohl,
denn dort fällt es nicht auf, wenn man Odinshirts trägt
oder die Swastika am Unterarm tätowiert hat, da dies eigentlich
Symbole sind, die zwar von den Nazis missbraucht wurden, aber deren
Verwendung heute endlich nicht mehr darauf schließen lassen
sollte, dass es sich um Neonazis handelt.
Leider werden diese Symbole aber natürlich auch nach wie vor
von genau diesen Leuten missbraucht.
Alles in allem ist es gerade in der „schwarzen Szene“ leicht
für Neonazis oder Menschen mit rechten Ideologien, sich gut
aufgehoben zu fühlen, obwohl die meisten Gothics sich eher
unpolitisch sehen und die Uniformierung gerade in der Industriel
und EBM-Szene schon zum Stilmittel wurde.
Auch das Heidentum wird gerne sehr schnell in einen Topf mit unserer „braunen“ Vergangenheiten
geworfen.
So denke ich, sollte es unsere Aufgabe sein, rechten und menschenunwürdigen
Ideologien nicht so viel Freiraum zu lassen, sondern dagegen aufzutreten. Nicht alle Heiden oder Grufties sind Neonazis, doch leider gibt
es solche, die sich in diesen Subkulturen angesiedelt haben und
nur allzu oft einfach akzeptiert werden.
Und so hoffe ich, dass all jene Grufties und Gothics da draußen
sich endlich positionieren und zeigen, dass ihr „schwarz
sein“, ihre Kreativität, auch gut ohne Nazizeug auskommt
und dass die Gothicromantik keine ist, die unter brauner Flagge
weht!
Hier findet
ihr anschließend noch Impressionen vom diesjährigen
WGT.
Achtung: dieser Artikel dient als Diskussionsgrundlage und sollte
euch die Möglichkeit bieten über die „Schwarze
Szene“ und das WGT zu reflektieren bzw. euren Blickwinkel
einzubringen! Dieses Thema ist so vielfältig, dass dieser
Kurzartikel nur als Basis für weitere Statements gesehen werden
sollte!
Herzlichen Dank an Entropie, die
diesen Artikel redigiert hat.
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