Die
historischen Fakten
Natürlich gibt es viele unterschiedliche Theorien
hinsichtlich der historische Person des Artus - vor allem tauchen
folgende Fragen oft auf:
Ist Artus eine einzige Person oder eine Kombination mehrerer Feldherrn/Könige?
Ist Artus eine Gestalt aus dem 6. oder dem 12. Jahrhundert (oder
von irgendwann dazwischen)?
Viele Autoren gehen davon aus, dass es eine historische Person
hinter den Artus-Legenden gegeben haben muß. Allerdings werden
von mittelalterlichen Autoren oft mythische Personen mit markanten
realen Ereignissen (meist Schlachten) verknüpft, wie z.B. der
nordische Halbgott Sigurd/Siegfried mit der historischen Schlacht
zwischen Hunnen und Burgund (437 n.Z.) im Nibelungenlied. Daher
könnte es sich bei Artus auch "nur" um eine mythische
Gestalt, die in eine historische Umgebung eingefügt wurde,
handeln. Wobei die Frage nach dem Grund, dies zu tun, auch noch
zu behandeln ist.
Eine andere mögliche Quelle scheint also, wenn man die Authentizität
der mittelalterlichen Literatur zumindest anzweifeln muss, die Archäologie
zu sein. Doch auch diese Wissenschaft scheint im Falle des Artus
nur wenige Forschungsergebnisse anzubieten zu haben, nachdem sich
z.B. das Kreuz von Glastonbury, nach dessen Inschrift sich hier
das Grab des Artus befände, als Fälschung aus dem 12.Jahrhundert
(in Anlehnung an Geoffrey de Monmouths Historia Regum Britanniae)
herausstellte (Rahtz, 1993; Carey, 1999; Carley, 1999; Gransden,
1976), und auch von anderen Fundstücken nachgewiesen wurde,
dass sie als Beweise für die Existenz eines historischen Artus
nicht ausreichen.
Der König Artus, der uns am geläufisten ist, ist wohl
der des Geoffrey von Monmouth, der ca. 1139 die Historia Regum Britanniae
verfasst hat und ihn als glorreichen, internationalen Kriegsherren
darstellt. Das Werk beeinflusste schnell die westeuropäische
Literatur, zahlreiche Erzählungen entwickelten sich auch aus
Nebencharakteren.
Geoffrey Ashe (1981; 1985; 1995) versucht, den historischen Artus
auf einen Feldherrn Riotamus aus dem 5.Jahrhundert als historischen
Prototyp von Artus zurückzuführen und meint, dass Geoffrey
von Monmouth diesen als Vorlage genommen habe. Andere Forscher meinen
jedoch, dass ein bretonische Feldherr zu wenig mit den Artus-Traditionen
auf der Insel zu tun haben könnte, und somit bloss als eine
Art Charakterstudie für die Person des Artus gebildet haben
könnte - es stimmt ja nicht einmal der Name überein, und
auch die Theorie von Ashe, dass Riotamus ein Beiname oder Titel
gewesen wäre war und Artus sein wirklicher Name, was aber Padel
(1995) widerlegt hat.
Wir müssen also die Texte vor Geoffrey betrachten, um zu einem
Ergebnis zu kommen: Im 6. und 7, Jahrhundert wird das Auftreten
von vier oder fünf Personen namens Artus berichtet, z.B. schreibt
John of Glastonbury um 506, dass Artus über die Britonen regierte,
aber die einzigen wirklich relevanten Quellen scheinen die Historia
Brittonum und die Annales Cambriae zu sein. Die Historia Brittonum
wurde um 829/30 anonym veröffentlicht - der Autor scheint nicht
bloss alte Quellen zusammengetragen zu haben, sondern seine Quellen
durchaus überprüft zu haben. Die Annales Cambriae wurden
um 950 veröffentlicht und erwähnen Artus zweimal: für
das Jahr 516, in dem Artus in der Schlacht beim Berg Badon "das
Kreuz unseres Herrn Jesus Christus drei Tage und drei Nächte
auf seinen Schultern" getragen habe, und die Britonen die Schlacht
gewonnen hätten; und für das Jahr 537, in welchem Artus
und Mordred in der Schlacht von Camlann beide gefallen wären.
Hier hätten wir also konkrete Jahreszahlen, die Authentizität
wird aber ebenfalls von manchen Historikern angezweifelt, da sich
zwischen dem 6. und dem 10. Jahrhundert durchaus einige Fakten mit
Legenden oder mit keltisch-nationalistischem Gedankengut gemischt
haben könnten.
Es scheint also Tatsache zu sein, dass die Historizität Artus`
nicht nachweisbar ist, zumindest nicht eines Artus als "König
der neuen Art". Nun können wir über den Artus der
Legenden mutmaßen.
Im
folgenden Beitrag gebe ich einen Überblick über
die Personen und sonstigen Komponenten der Artuslegenden, mit Ansätzen
einer Interpretation.
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