F*** that rant
Ich habe mir weitere Gedanken zu meinem letzten Eintrag gemacht. Irgendwie beginne ich diese “politische Korrektheit” die die Leute heute von einem erwarten zunehmend zu verabscheuen. Gerade letzthin wurde ich von zwei Leuten auf Facebook entfreundet, unabhängig von einander. Der Eine hatte Probleme damit, das ich seine “Pro Fleisch” Argumente nicht einfach so akzeptieren konnte und – freundlich – einfach meinen Standpunkt vertrat. Der Andere, ein älterer Freund, und ich meine “älter” im Sinne vom Alter, entfreundete mich nachdem ich ein paar witzige Bilder teilte, darunter einen Zombie der am Valentinstag Amor anknabberte (eine Karikatur). Was dem Guten scheinbar zu viel war. So schrieb er mir, das er mich möge aber meine “Philosophie” nicht nachvollziehen könne. Und das wegen einem Bild? Oder weil ich einfach kritisch und gelegentlich auch ironisch gegenüber gesellschaftlichen Entwicklungen bin? F*** that. Schliesslich bin auch ich Teil der Gesellschaft und in keiner Weise perfekt, aber gewisse Dinge und Trends sind für mich einfach Themen ansprechen muss oder darf. Heisst ja auch nicht das ich immer richtig liege, aber das kann man ja in einer freundlichen Diskussion klären. Und hey: darf ich nur mehr Witzchen mit Hasen, Bienen und Blümchen teilen um zarte Gemüter nicht zu gefährden? In einer Zeit wo man viel viel Schlimmeres und bösartigeres jeden Tag unzensiert in den Medien um die Ohren geknallt bekommt?
Anufa: Wenn ich das lese, Dreamy, dann fällt mir dazu so einiges ein. Ich kann manchmal die ganzen putzigen Bilderl mit sinnigen Texterln drauf nicht mehr sehen. Für wen posten die Leute sowas? Für sich selber um sich dran zu erinnern wie sie die Welt gerne hätten? Für den, der´s liest – damit er weiß wie er sich zu verhalten hätte, damit derjenige der´s postet sich leichter tut? Um soviele "Likes" wie möglich einzuheimsen?
Damit mein ich jetzt natürlich NICHT, dass ich sowas nicht auch hie und da poste (wenn es sich grade trifft, dass ich irgend etwas sowieso sage und jemand anderes das dann auch noch einem Dichter, Philosophen oder VIP zuordnen konnte und sich die Mühe gemacht hat, es auf ein nettes Bilderl zu pappen). Meistens aber schreibe ich selber was – ich will mich ja nicht zur Durchreiche oder zur Bilderumschlagstelle degradieren lassen.
Dreamdancer: Kann ich so etwas von nachvollziehen. Ich poste und teile ja auch „Weisheiten“. Ich versuche wenigstens auch einige von ihnen zu leben. Aber diese Inflation an „tollen Texten“ und Lebensweisheiten kommt einem manchmal fast schon verzweifelt vor. So als würde Mensch hoffen, dass alle anderen etwas ändern, aber selber bleibt man am besten so wie man ist. Wäre ja auch einfacher wenn die Welt sich ändert, aber man selbst nix dazu beitragen muss. Sicher, einiges ist garantiert gut für die Erinnerung und das passt so, aber bitte nicht am Laufmeter.
Kann man ein wenig mit dem Markt an Lebenshilfe- und Spiritualitätsbüchern vergleichen die jeder liest und sooo begeistert ist, sie weiter empfiehlt und sofort das Nächste kauft. Aber ist die Welt dadurch wirklich besser oder bewusster geworden? Wenn man sich umschaut, braucht man das nicht gross zu beantworten …
Anufa: Meine Güte! Das erinnert mich an die zigundzigzig Leute, die schon „weiß-der-Teufel-was-für-Ausbildungen“ gemacht haben, die Weisheiten da drauf an andere „verkaufen“ und selber ned befolgen. In christlichen Kreisen hieß das mal „Wasser predigen und Wein saufen“. Besonders im Netz eine sehr beliebtes Hobby, kann sich ja jeder locker die Persona kreieren, die er in der Realität vielleicht gerne wäre, von der er weiß, dass es viel zu viel Aufwand machen tät sie zu sein oder die er sich nie zu sein traut.
Ein anderes Thema sind für mich diese Schreckbilder von gequälten Tieren oder menschlichen Folteropfern. Auch da ist mir klar, dass es sowas real gibt, für meine Begriffe viel zu oft und viel zu verbreitet um ehrlich zu sein – aber muss das wirklich jeder zweite Beitrag sein … Dass da jeder seine eigene Schmerzschwelle hat ist nur verständlich, und weil Du´s angesprochen hast, ich habe auch schon Leute entfreundet, weil ich die Ekelbilder einfach nicht mehr sehen wollte, die den Großteil der Nachrichten ausmachten. Weil ich ein netter Mensch bin, hab ich das dann, wie Dein Bekannter auch, natürlich erklärt, dass ich deshalb von hinnen nach dannen ziehe und nicht weil ich den Accountbesitzer nicht mehr mag.
Dreamdancer: Da muss ich sagen, dass meine Freunde so was nicht mehr gross teilen und auch ich mach das nicht mehr mit. Es muss schon viel Sinn dahinter stehen, das ich mir das überhaupt noch antu und ich persönlich hab volles Verständnis dafür, wenn man das nicht mehr erträgt oder verträgt. Die meisten „Ekelbilder“ die ich im Stream habe kommen von Tierschutz- oder Veganerseiten. Privaten natürlich. Und da geht es mir wie Dir: ich lösche die auch sehr schnell aus meinem „Gefällt mir“ Reigen, wenn eine Seite nur mehr damit versucht Emotionen zu wecken und nix kreatives bringt. Vermutlich schauen viele gar nicht hin und teilen einfach, in der Hoffnung so etwas zur Besserung beizutragen. Irgendwer wird das dann schon aufgreifen. Hier müsste man eben auch den schmalen Grat zwischen Notwendigkeit und Schaden erkennen, denn zu viele dieser Bildchen stumpfen nur ab.
Anufa: Apropos – da wären wir dann gleich bei „Freundschaften“. Ich mein, was heißt denn das Wort in Zeiten von Facebook und Co überhaupt??
Dreamdancer: Hab ich mich auch schon oft gefragt und bin froh das ich sehr wohl differenzieren kann wer meine Freunde sind und wer nicht. Bei mir, und bei Dir vermutlich auch, ist völlig klar wer echter Freund ist und wer nicht, oder? Schließlich agieren wir mit diesen ja auch über die Sozialen Netzwerke hinaus. Gleichzeitig kenn ich immer noch einige mit über 1000 Freunden die dann keinen einzigen an der Seite haben, wenn sie wirklich ein Problem lösen müssen oder Beistand brauchen, in Form von menschlicher Nähe. Gleichwohl hab auch ich mich da schon verschätzt, so wie im oberen Beispiel, denn das jemand mich löscht weil ich nicht nur lieb und pflegeleicht bin und auch eine Meinung vertrete ist schon seltsam. Auch dass das manche von mir erwarten weil ich „Wicca“ bin und auch lehre, kann ich nicht nachvollziehen. Geht es Dir nicht manchmal auch so? Dass jemand an Dich völlig überzogene Erwartungen stellt, weil Du Wicca Priesterin bist und glaubt, Du müsstest Dich jetzt dauernd „erleuchtet“ verhalten?
Anufa: Nu ich habe es mir ja zur Prämisse gemacht, dass ich nur Leute auf sozialen Netzwerken „befreunde“, die ich auch real kenne (oder mit denen ich wirklich schon lange Kontakt habe und damit meine ich Jahre). Wobei da für mich gut 90% als Bekannte eingereiht sind und nicht als Freunde. Ich mache da schon einen heftigen Unterschied.
Das ist vielleicht auch der Grund, warum es mich kaum trifft, wenn ein Bekannter mich falsch eingeschätzt hat – denn natürlich kenne ich das auch, dass ich als Projektionsfläche herhalten darf, nur weil ich jemandem ein paarmal begegnet bin. Vielleicht auch ein Grund, warum ich die „sozialen Medien“ eher als virtuelle Ameisenfarm verwende und das dadurch vorgespiegelte Sozialisieren nicht allzu ernst nehme.
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